12. SONNTAG im Jahreskreis

Das Gefühl wird immer deutlicher: Wir leben in einer unsicheren Welt. Auf unserem Bildschirm sehen wir fast täglich, wie menschliche Existenzen durch Naturkatastrophen und Kriege zerstört werden, wie mit Atomkrieg gedroht wird, wie Firmen Pleite gehen und viele ihren Arbeitsplatz verlieren. Wir erleben, wie Krankheiten das ganze Leben durcheinanderbringen, Unfälle Leben zerstören .... und noch viele andere bedrohliche Erfahrungen.

Warum lässt Gott das zu? Schläft er? Die Frohe Botschaft von Jesus lautet doch: Gott steht an unserer Seite und liebt uns bedingungslos. Er begleitet jeden von uns auf dem Lebensweg, durch alle Höhen und Tiefen. Aber er greift nicht aktiv in unser Leben ein, auch wenn wir uns das manchmal wünschen.  

Im Evangelium, das wir gerade gehört haben, spiegeln sich die Erfahrungen der jungen Christengemeinden wider. Als winzige Glaubensgemeinschaften in einer heidnischen Umwelt kommen sie sich vor wie in einem kleinen Boot auf stürmischer See. Bekommen wir nicht auch ein ähnliches Gefühl, wenn wir an unsere Kirche denken? Es hat da in letzter Zeit einige „Stürme“ gegeben. Und wie ist es mit unserer Pfarrgemeinde? Hat sie eine Zukunft?

Wo ist Jesus? Schläft er? Kümmert er sich nicht um uns? In einem Lied, das wir früher oft gesungen haben, heißt es: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr…“ Es gibt viele Unsicherheiten, die irgendwie Angst machen, sowohl in unserem Privatleben als auch in unserem christlichen Leben, in unserer Glaubensgemeinschaft.

Sagt Jesus da nicht auch zu uns: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr immer noch kein Vertrauen zu mir?“ In der Bibel kommt der Satz „Habt keine Angst. Fürchtet euch nicht", genau 365 Mal vor. In unserem menschlichen Leben sind Unsicherheit, Angst, Gefühle der Verlorenheit und Orientierungslosigkeit eine Realität.

Und warum sollten wir keine Angst haben? Zu Mose sagt Gott: „Ich bin der „Ich-bin-da“. Er will uns versichern: Es gibt keinen Augenblick in deinem Leben, in dem ich nicht bei dir wäre, in dem ich nicht gegenwärtig wäre. Beim Propheten Jesaja sagt Gott: „Kann denn eine Frau ihr Kind vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: Ich (Gott) vergesse dich nicht.“ (Jes 49,15). Ich existiere, weil Gott ist!

Wer sich in seinem Leben wie Jesus von Gott gehalten und getragen weiß, kann aus dieser Gewissheit heraus seine Ängste bewältigen. Vertrauen zu Gott schenkt Gelassenheit, die hilft, richtige Entscheidungen zu treffen und dementsprechend zu handeln. Die Gefahren und Bedrohungen bleiben. Gott schafft sie nicht aus der Welt, aber wir lernen besser mit unseren Ängsten umzugehen, nicht von ihnen überwältigt zu werden.

„Wie tief kann ich fallen, wenn alles zerfällt“ singen wir in einem unserer Lieder. Was auch geschieht, wir fallen ... „Nie tiefer als in deine Hand“. Gott fängt uns auf, lässt uns nicht fallen, nicht einmal im Tod. Voll Vertrauen gehe ich den Weg mit dir, meinem Gott.

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